
Israel verfügt über ein weit ausgebautes Netzwerk an Schutzräumen – jedoch nicht überall. Viele Menschen haben nach wie vor keinen Zugang dazu, was sich nun während der aktuellen Raketenangriffe des Iran als Antwort auf israelische Luftangriffe zeigt. Bisher sind mindestens 24 Menschen auf israelischer Seite und 224 auf iranischer Seite ums Leben gekommen.
Massive Angriffe und angespannte Lage in der Region
Am Freitagmorgen startete Israel einen massiven Angriff auf Ziele im Iran, wobei es sich laut Angaben um nukleare und militärische Einrichtungen handelte. Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, der Iran verfüge über genügend angereichertes Uran, um neun Atombomben herzustellen. Der Iran bezeichnete den Angriff als „Kriegserklärung“ und antwortete mit einer Serie von Gegenangriffen.
Alarmsysteme und Warnungen für die Bevölkerung
Aufgrund der Eskalation des Konflikts werden in ganz Israel mehrmals täglich Luftalarm ausgelöst. Das Warnsystem funktioniert über mehrere Kanäle – darunter mobile Apps, SMS und Internetdienste. Nach der ersten Warnung werden die Menschen aufgefordert, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Wenn die Sirenen ertönen, müssen sie sofort in einen sicheren Raum gehen. Die Reaktionszeit beträgt in der Regel nur wenige Minuten.
Fehlende Schutzräume im Iran
In Teheran existiert kein Netzwerk öffentlicher Schutzräume. Laut Iran International wurden bei den letzten Angriffen keine Sirenen aktiviert. In Panik verließen die Menschen die Stadt, was zu riesigen Verkehrsstaus führte.
Ungleicher Zugang zu Schutzräumen in Israel
Seit 1992 muss jede neue Wohnung in Israel über einen sogenannten „Mamad“ verfügen – einen Sicherheitsraum mit Stahlbetontüren, stahlverstärkten Wänden und abgedichteten Fenstern. Doch laut einem Bericht von 2020 haben etwa 30 % der Bevölkerung keinen Zugang zu geeigneten Schutzräumen. Die Baukammer schätzte 2021, dass 63 % der 3 Millionen Wohngebäude in Israel keinen Schutzraum haben.
Todesfälle trotz Einhaltung der Vorschriften
In Petach Tikwa kamen zwei Menschen in einem „sicheren Raum“ ums Leben, nachdem dieser direkt von einem iranischen Sprengkopf getroffen wurde. Der Zivilschutz räumte ein, dass die Räume für Druckwellen und Splitter ausgelegt seien – nicht jedoch für direkte Treffer durch schwere Raketen.
Wirksamkeit der israelischen Verteidigung und neue Herausforderungen
Die israelische Armee berichtet, dass die Mehrheit der rund 350 vom Iran abgefeuerten Raketen abgefangen wurde. Das System ist jedoch nicht vollkommen – einige Raketen wurden nicht abgefangen oder bewusst in unbewohntes Gelände gelenkt.
Schutzmängel bei arabischen Israelis
In der mehrheitlich von arabischen Israelis bewohnten Stadt Tamra gibt es keinen einzigen öffentlichen Schutzraum. Der Bürgermeister gab an, dass nur 40 % der Einwohner Zugang zu irgendeiner Form von Schutzraum haben. Bei einem Angriff starben vier Frauen einer Familie – darunter eine Mutter mit zwei Töchtern.
Lage in Jerusalem und Bereitschaft der Bevölkerung
In Jerusalem wurden lange keine Alarme ausgelöst. Das änderte sich mit den Angriffen der jemenitischen Huthi-Rebellen. Inzwischen sind Ordnungskräfte aktiv und leiten die Menschen bei Alarmen in öffentliche Schutzräume.
Probleme bei der Nutzung von Kellerschutzräumen
Viele Bewohner beklagen, dass Kellerschutzräume mit Gerümpel vollgestellt seien. Eine pensionierte Lehrerin namens Sara erklärte, dass der Raum als Abstellkammer genutzt wurde und nun schnell wieder als Schutzraum hergerichtet werden musste.