
Südamerika ist ein Kontinent, der von intensiver geologischer Aktivität geprägt ist – Vulkane, Erdbeben und Überschwemmungen formen seit Jahrhunderten seine Landschaft.
Eine der tragischsten Katastrophen in der Geschichte des Kontinents war der Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz in Kolumbien im Jahr 1985, der Zehntausende Menschenleben forderte und die Stadt Armero vollständig zerstörte.
Geologischer Hintergrund
Der Nevado del Ruiz erhebt sich 5.321 Meter über dem Meeresspiegel in der Zentralkordillere der Anden. Obwohl er in der Vergangenheit aktiv war, galt er über Jahrzehnte als „schlafender Riese“.
Anfang der 1980er Jahre bemerkten Wissenschaftler Warnsignale – seismische Aktivitäten, Gasemissionen und kleinere Explosionen.
Trotz dieser Hinweise wurden keine ausreichenden Evakuierungsmaßnahmen getroffen, und viele Einwohner Armeros glaubten nicht an eine drohende Katastrophe.
Der Ausbruch
Am Abend des 13. November 1985 um 21:09 Uhr ereignete sich eine heftige phreatomagmatische Eruption.
Die Hitze des Ausbruchs ließ den Gletscher am Gipfel des Vulkans schmelzen und verursachte gewaltige Lahare – Schlammlawinen aus Wasser, Asche und Gestein.
Mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 km/h strömten sie die Flusstäler hinab und erreichten nach etwa zwei Stunden die Stadt Armero, die über 70 Kilometer entfernt lag.
Fast die gesamte Stadt wurde unter meterhohen Schlammmassen begraben.
Über 23.000 Menschen verloren ihr Leben, Tausende weitere wurden verletzt oder obdachlos.
Reaktion der Welt und Folgen
Die Katastrophe von Armero erschütterte die ganze Welt. Internationale Hilfe traf aus vielen Ländern ein, doch die Rettungsarbeiten wurden durch zerstörte Straßen, fehlende Kommunikation und organisatorisches Chaos behindert.
Ein Symbol dieser Tragödie wurde die 13-jährige Omayra Sánchez, die drei Tage lang in den Trümmern ihres Hauses eingeschlossen war.
Ihre Geschichte, festgehalten von Journalisten, wurde zu einem Sinnbild menschlichen Leidens und der Ohnmacht gegenüber der Natur.
Lehren und Vermächtnis
Der Ausbruch des Nevado del Ruiz veränderte das Katastrophenmanagement in Kolumbien grundlegend.
1986 wurde der Kolumbianische Geologische Dienst gegründet, und die Überwachung aktiver Vulkane wurde massiv ausgebaut.
Darüber hinaus wurden Programme zur Aufklärung und Vorbereitung der Bevölkerung in gefährdeten Regionen eingeführt.