
Einleitung
Im August 2023 ereignete sich eine der schwersten Industriekatastrophen in der Geschichte Nigerias. In der Stadt Onitsha im Bundesstaat Anambra explodierte eine Fabrik zur Herstellung von Düngemitteln und Chemikalien. Die Explosion forderte über 120 Todesopfer, Hunderte wurden verletzt, und ganze Stadtviertel wurden zerstört. Das Ausmaß der Tragödie erschütterte nicht nur Nigeria, sondern ganz Westafrika.
Verlauf der Katastrophe
Laut Augenzeugen kam es gegen 14:30 Uhr Ortszeit zu einer Reihe lauter Explosionen in der Fabrik Anambra Industrial Chemicals Ltd.. Innerhalb weniger Minuten stieg eine dichte schwarze Rauchwolke auf, die über 20 Kilometer weit sichtbar war.
Die ersten Explosionen ereigneten sich in einem Lagerhaus, in dem Ammoniumnitrat gelagert wurde – eine hochexplosive Chemikalie, die häufig in der Düngemittelproduktion verwendet wird. Das Feuer breitete sich rasch auf benachbarte Hallen mit Lösungsmitteln und Industrieölen aus. Innerhalb von Minuten stand ein Gebiet von mehreren Hektar in Flammen.
Die Feuerwehr kämpfte über zehn Stunden lang gegen das Feuer, unterstützt von Einheiten aus benachbarten Bundesstaaten. Der Mangel an geeigneter Ausrüstung und Löschmitteln erschwerte die Rettungsarbeiten erheblich.
Ursachen der Tragödie
Vorläufige Untersuchungen ergaben, dass die Hauptursache der Katastrophe mangelnde Sicherheitsstandards waren. Große Mengen brennbarer Stoffe wurden unsachgemäß gelagert – ohne ausreichende Belüftung oder Schutzmaßnahmen.
Zudem berichtete die nigerianische Behörde für Industriesicherheit, dass das Unternehmen keine gültigen Sicherheitszertifikate besaß. Inspektoren hatten bereits Monate vor der Explosion Verstöße festgestellt, jedoch keine Produktionsstilllegung angeordnet.
Soziale und ökologische Folgen
Die Katastrophe hatte verheerende Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Hunderte Familien verloren ihr Zuhause, und Tausende wurden wegen giftiger Dämpfe evakuiert. Experten schätzen, dass Luft- und Bodenverschmutzung durch die Chemikalien noch monatelang anhalten wird.
Der nahegelegene Niger-Fluss wurde durch Chemikalien verunreinigt, die mit dem Löschwasser hineingespült wurden. Die Behörden befürchten ein massenhaftes Fischsterben und eine Verunreinigung des Trinkwassers in der Region.
Reaktionen der Regierung und der Öffentlichkeit
Der Präsident Nigerias ordnete eine dreitägige Staatstrauer an und kündigte die Einrichtung einer Sonderuntersuchungskommission an. Dennoch kritisierten NGOs und Medien die Regierung wegen mangelnder Industrieaufsicht.
Experten betonten, dass die Katastrophe von Onitsha symptomatisch für ein größeres Problem sei – den Mangel an wirksamen Sicherheitsvorschriften und die weit verbreitete Korruption im Industriesektor Afrikas.